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Wenn aus Orten Räume werden

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Wenn aus Orten Räume werden

Die Kunsthistorikerin Brigitta Höpler (www.brigittahoepler.at) hat nach einem Besuch auf meinem Kulturbahnhof in Ihrem Blog einen Text veröffentlicht, welchen ich gerne hier teilen möchte, weil er mich sehr berührt hat:

Über das Schaffen von Räumen

Am Sonntag waren wir wieder im  Kulturbahnhof Altenmarkt-Thenneberg – eine Haltestelle für Kunst aus allen Richtungen. Ein Liederabend von Monika Hosp, Luca Monti am Klavier, und für ein Stück auch Matthias Schorn mit der Klarinette. Albert Hosp hat moderiert. Die Atmosphäre war warmherzig und konzentriert. Matthias Schorn hat davon gesprochen, dass wir einander haben, und die Musik. Das bringt sofort Zuversicht. Wir können gar nicht genug solcher Räume, Dorfplätze schaffen und pflegen! Deswegen möchte ich gerne meinen Text wieder veröffentlichen, den ich im Mai 2019 geschrieben habe, damals war auch Willi Resetarits dabei, der immer noch in den Fotos von Lukas Beck präsent ist, im Wartesaal/Konzertsaal, im Buffetwagen.

Wenn aus Orten Räume werden, Mai 2019

Immer wieder frage ich mich, wie – abseits physikalischer Gesetzmäßigkeiten – Raum entsteht. Immer wieder finde ich Räume, wo das gelungen ist. Immer wieder suche ich diese atmosphärischen Raumfaktoren aufzuspüren und zu benennen.

Die Gedanken anderer helfen beim Denken, wie überhaupt Kunst, Literatur und Musik in meinem Leben immer wieder Hilfe sind.

Michel de Certeau denkt, dass „Raum ein Geflecht von beweglichen Elementen ist, ein Resultat von Aktivitäten, die ihn mit einer Geschichte verbinden. Dass der Raum insgesamt ein Ort ist, an dem man etwas macht.“

Gustav Schörghofer lädt ein, „die Erde als einen Ort der Rast zu gestalten. Mit Musik, mit Kunst, mit Dichtung. Mit Essen und Trinken. Mit Gespräch. Mit Aufmerksamkeit. Mit Demut. Mit Vertrauen. Mit Wissen. Mit Können“.

Ianinina Ilitcheva schreibt, „dass sich so vieles bewegen kann, wenn man sich austauscht, wenn man Gemeinsamkeiten findet, wenn man Diskussionen führen kann, die Anregen zu denken, zu fühlen, auf neue Ideen zu stoßen.“

Das alles sind für mich raumbildende Faktoren, die etwas verändern, etwas bewirken. Menschen, die gestalten, die etwas miteinander machen, die andere dazu einladen. Menschen, die mit Orten Möglichkeiten eröffnen, für Gespräche und Begegnungen – mit sich selbst, mit anderen, mit Kunst, mit Musik, mit Literatur. Mit Poesie im mehrfachen Wortsinn: der poetische, magische Augenblick. Und der griechische Wortursprung, poiesis, etwas erschaffen.

So einen Möglichkeitsraum hat Matthias mit dem aufgelassenen Bahnhof Altenmarkt-Thenneberg entdeckt und gestaltet. Ein Ort, der für ihn „eine Energie des Begegnens und des Haltmachens“ hat.

Der Kaffee im umgebauten Schienenbus ist stark und köstlich. Die Scheiben sind beschlagen, es lässt sich ein Herz malen. Der Wein kommt aus der Familie. Das Bier aus einem der Nachbarorte. Die Musiker und Musikerinnen kommen aus allen Richtungen. Die Musik berührt in der verdichteten Atmosphäre des ehemaligen Warteraums den ganzen Körper.

So werden aus Orten Räume, von denen es nicht genug geben kann!

Michel de Certeau, Kunst des Handelns, aus dem Französischen von Ronald Vouillié, Merve Verlag Berlin 1988
Gustav Schörghofer, Drei im Blau, Residenz Verlag, Salzburg 2013
Ianina Ilitcheva, 183 Tage, Kremayr & Scheriau, Wien 2015

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