Pressestimmen
12. Februar 2023
Pforte Kammerorchester Plus – Falke, Sturm und großer Gesang
Fünfundzwanzig Jahre „Musik in der Pforte“ ist eine Erfolgsgeschichte, die auf starken Beinen steht und durch inspirierende Ideen immer wieder neu erlebbar ist. Zur Eröffnung des Jubiläumsjahres versammelte Klaus Christa Musiker:innen der Iberacademy aus Kolumbien, des Bochabela String Orchestras aus Südafrika und Studierende der Stella Musikhochschule Feldkirch im Pforte Kammerorchester Plus. Vom Konzertmeisterpult aus leitete Pawel Zalejski das Orchester mit Werkdeutungen von Beethoven und Bruch sowie einer Uraufführung von Verena Zeiler. Als Solisten bereicherten der Klarinettist Matthias Schorn und Klaus Christa an der Bratsche die Darbietungen. Was beim Auftritt im Ritter-von-Bergmann Saal in Hittisau geschah, kommt selten vor und kann nur in Superlativen beschrieben werden: Alle zusammen musizierten sich in einen mitreißend freudvollen Taumel und faszinierten die Zuhörenden mit leidenschaftlich energiegeladenen Interpretationen. Eine intensive Probenwoche war den ersten Abonnementkonzerten in Feldkirch und Hittisau vorausgegangen, in der sich junge Musiker:innen aus Kolumbien, Südafrika und Vorarlberg (wieder) begegneten. Dieses Mal leitete der in Vorarlberg bestens bekannte Musiker Pawel Zalejski als Konzertmeister die jungen Orchestermusiker:innen. Das große Einverständnis und die Freude am gemeinsamen musikalischen Gestalten waren von Beginn an spürbar und ergaben einen regen Austausch zwischen den Stimmgruppen.
Einen mitreißenden Drive entwickelt
Die Ausgelassenheit und das Wissen darum, dass es der letzte Auftritt nach einer intensiven Vorbereitungszeit war, mag mit dazu beigetragen haben, dass jeder und jede Einzelne besondere Energien freisetzte und einer ausgelassenen Spielfreude ihren freien Lauf ließ. So wuchsen die Musizierenden im Laufe der Darbietungen über sich selbst hinaus und es entwickelte sich eine Eigendynamik, die mit der Werkdeutung der 7. Symphonie von Ludwig van Beethoven in einem fantastischen Höhepunkt gipfelte. Sogleich im Eröffnungssatz zelebrierten die Orchestermusiker:innen die aufstrebenden Gesten präzise aufeinander abgestimmt. Mit großer dynamischer Spannbreite kam der energetische Fluss zwischen auf- und vorwärtsstrebenden musikalischen Phrasen sowie innehaltenden Passagen zur Geltung. Ruhe und einen ausgeglichenen Orchesterklang mitsamt schön entfalteten Holzbläserstimmen bestimmten das Allegretto. Spätestens im dritten Satz, Presto, spielten sich die Musiker:innen in einen mitreißenden Flow. Die quirligen Trillermotive wurden prägnant in den Raum gestellt, die mit wirkungsvollem Bordun versehenen Seitenthemen schufen Gegenpole und erhöhten die Spannung. Dass ein gemeinsamer musikalischer Atem zu wahren Höhenflügen führen kann, war im Finale zu erleben, in dem sich alle Musizierenden hineinsteigerten und so die tänzerische Rhythmik herzhaft entfalteten.
Feinfühlende Uraufführung
Das reichhaltige Konzert beinhaltete auch eine Uraufführung des neuesten Werkes der niederösterreichischen Komponistin und Pianistin Verena Zeiner. Ihre Komposition für Klavier und Orchester deutete mit dem Werktitel „An Observation of things“ bereits die musikalischen Wesensmerkmale an. Ein einstimmig vorgetragener musikalischer Gedanke erklang zum Einstieg in ein poesievolles, aber etwas überlanges Werk. Vorsichtig stimmten die Orchesterinstrumente mit kreisenden Bewegungen ein und schichteten unterschiedliche Patterns übereinander. Im Mittelteil wollte zwar der rhythmisch konzipierte Klangfluss mit jazzigem Touch nicht so recht in Schwung kommen, doch mit der Solokadenz des Klaviers stellte sich ein stringenter Sog ein, nach dem die rhythmischen Formeln in einem farbenreichen Klangteppich verwoben wurden.
Solisten im einvernehmlichen Dialog miteinander
Klaus Christa und Matthias Schorn interpretierten das selten zu hörende Doppelkonzert op. 88 für Viola und Klarinette von Max Bruch. Der Wiener Philharmoniker Matthias Schorn ist bei der Pforte längst zu einem guten Freund und sehr gerne gehörten und gesehenen Gast geworden. In feinsinnigem Zusammenspiel zelebrierten die Solisten die mitteilsame Musik. Eine hoch romantische Klangsprache und kommunikative melodische Dialoge zwischen den Soloinstrumenten und dem Orchester lenkten die Aufmerksamkeit auf sich. Anklänge an jüdische Melodien verliehen dem Mittelteil einen besonderen Touch. Im Finale erklangen virtuos ausgeformte Signalmotive und Tongirlanden, die in einen vielgestaltigen dynamischen Fluss eingebettet erklangen. Klaus Christa und Matthias Schorn formten ihre Parts vielsagend aus und die Orchestermusiker:innen wirkten als „begleitende“ Partner:innen sehr präsent.
2. Februar 2023
Ohne Umschweife auf den Jupiter zu
Der legendäre Sándor Végh hat einmal von einer Probe der g-Moll-Symphonie KV 550 unter Bruno Walter erzählt. “Als der Dirigent hereinkam, war sein Gesicht schon in g-Moll.” Und dann habe es eben nur mehr einer kleinen Geste bedurft, um Tempo und Stimmung zu treffen.
Wenn Marc Minkowski hereinkommt, ist sein Gesicht absolut nicht in g-Moll. Das prominente Eröffnungsmotiv, das in vielen Interpretationen in Richtung Melancholie gedeutet wird, gibt er fast zackig vor. Minkowski hat also den zweiten Barenboim-Termin bei der Salzburger Mozartwoche übernommen, mit Mozarts letzter Symphonien-Trias. Minkowski trägt immer noch den Nimbus des Alt-Töners: Selbstverständlich ist die Paarung mit den Philharmonikern nicht. Leben und leben lassen schien die Devise. Das elegante Lineament ist Minkowski ebenso wichtig wie tänzerisch pulsierende Zeitmaße – da weiß ein Orchester, wie es dran ist. Auch wenn es, wie die Wiener, für einen anderen Mozart-Tonfall steht. Philharmonischer Klarinetten-Edelklang war zugelassen, einiges an Streichervibrato auch.
Man traf sich sozusagen auf jeweils halber Höhe, es ging ohne Umschweife auf den Jupiter zu. In der Jupiter-Symphonie KV 551 schien man dann auf gemeinsamer Linie. Im interstellaren Raum des Andante cantabile ließ Minkowski die Uhren anders ticken, ging es betont langsam an, was Zeitfenster für energetische Beschleunigungen eröffnete. Und das Menuett: Wenn philharmonische Walzer-Kompetenz mit Minkowskis tänzerischer Elegance zusammenkommen, ist’s schon eine wirklich delikate Sache.
4. Oktober 2022
Mit Mozart ins Jubiläumsjahr
Mit einem Mozartprogramm ging am Sonntag die Sinfonia Christkönig unter Eduard Matscheko in ihre zehnte Saison – unter der Patronanz der Wiener Philharmoniker.
Am Beginn des Konzerts in der Pfarrkirche Christkönig in Linz-Urfahr standen Motive aus Mozarts Werken, gesehen durch die Brille der Komponistin Claudia Federspieler, die in Anlehnung an Tschaikowskys “Mozartiana” und inspiriert von Balduin Sulzers “Mozartiana II” eine weitere, eben die Nummer III für Soloklarinette und Orchester entwarf. Ein höchst gelungenes dreisätziges Werk, das dem Soloklarinettisten der Wiener Philharmoniker, Matthias Schorn, auf den Leib geschneidert ist und diesem technische Virtuosität und feine Klanglichkeit abverlangte. Schorn überzeugte auch beim Mozart’schen Klarinettenkonzert. Dazwischen die lebendig musizierte C-Dur-Symphonie KV 338, bei der sich die Sinfonia Christkönig unter Eduard Matscheko bestens präsentieren konnte.
Fazit: Ein gelungener Auftakt zur zehnten Saison mit einer beeindruckenden Uraufführung.
4. Oktober 2022
Glänzender Saison-Auftakt
Festlich-erwartungsvolle Stimmung in der von Besucherscharen gefüllten Linzer Friedens-(Christkönig-)Kirche: Die Sinfonia Christkönig startete unter der Leitung von Eduard Matscheko am vergangenen Sonntag in die neue Saison mit einem Konzert, das ausschließlich dem Thema „Mozart“ gewidmet ist und ein kleines Jubiläum feiert: denn seit zehn Jahren genießt das Orchester, das in seinen Anfängen auf das Jahr 2001 zurückgeht, die Patronanz der Wiener Philharmoniker, die wegen der offensichtlichen Qualität und Ambition der „Sinfonia“ kürzlich verlängert wurde. Das Programm beginnt mit einer Uraufführung: „Mozartian III“ von Claudia Federspieler für Klarinette und Orchester; den Solo-Part gestaltet Matthias Schorn, Erster Klarinettist der Wiener Philharmoniker, ein ebenso brillanter wie weltoffener Musiker. Das dreisätzige Werk, attaca gespielt, ist eine einfallsreiche und originelle Hommage an Mozart, das an ähnliche Unternehmungen von Tschaikowski und Balduin Sulzer anschließt. Es trägt die charmante Handschrift der Komponistin auf einer Art musikalischem Palimpsest, unter dem die Signaturen der prominenten Vorgänger noch durchscheinen, und stellt dennoch ein eigenständiges, im besten Sinn unterhaltsames Opus dar. Ihm folg Mozarts zügig und schwungvoll präsentierte Sinfonie in C-Dur Nr. 34, KV 338, die in zeitlicher Nachbarschaft zur „Haffner-„ und „Pariser“ Sinfonie entstanden ist. Leichte Eintrübung: Die Dominanz der Blechbläser in den Ecksätzen, wohl der Kirchenakustik geschuldet. Schließlich der Höhepunkt: Mozarts Klarinettenkonzert in A-Dur, KV 622. Die Art und Weise, wie Matthias Schorn den Solo-Part in all seinen Facetten aufblühen lässt, kann man ohne Übertreibung als einmalig bezeichnen. Technisch über den Dingen stehend, kostet er mit jener (scheinbar) spielerischen Leichtigkeit, die den wahren Meister auszeichnet, das gesamte dynamische und melodische Spektrum mit feinst differenzierter Phrasierung aus. Das Orchester bietet unter dem eleganten wie zielbewussten Dirigat Matschekos eine dezente, einfühlsame Basis. Stürmischer Applaus und Standing Ovations!