Ohne Umschweife auf den Jupiter zu
Der legendäre Sándor Végh hat einmal von einer Probe der g-Moll-Symphonie KV 550 unter Bruno Walter erzählt. “Als der Dirigent hereinkam, war sein Gesicht schon in g-Moll.” Und dann habe es eben nur mehr einer kleinen Geste bedurft, um Tempo und Stimmung zu treffen.
Wenn Marc Minkowski hereinkommt, ist sein Gesicht absolut nicht in g-Moll. Das prominente Eröffnungsmotiv, das in vielen Interpretationen in Richtung Melancholie gedeutet wird, gibt er fast zackig vor. Minkowski hat also den zweiten Barenboim-Termin bei der Salzburger Mozartwoche übernommen, mit Mozarts letzter Symphonien-Trias. Minkowski trägt immer noch den Nimbus des Alt-Töners: Selbstverständlich ist die Paarung mit den Philharmonikern nicht. Leben und leben lassen schien die Devise. Das elegante Lineament ist Minkowski ebenso wichtig wie tänzerisch pulsierende Zeitmaße – da weiß ein Orchester, wie es dran ist. Auch wenn es, wie die Wiener, für einen anderen Mozart-Tonfall steht. Philharmonischer Klarinetten-Edelklang war zugelassen, einiges an Streichervibrato auch.
Man traf sich sozusagen auf jeweils halber Höhe, es ging ohne Umschweife auf den Jupiter zu. In der Jupiter-Symphonie KV 551 schien man dann auf gemeinsamer Linie. Im interstellaren Raum des Andante cantabile ließ Minkowski die Uhren anders ticken, ging es betont langsam an, was Zeitfenster für energetische Beschleunigungen eröffnete. Und das Menuett: Wenn philharmonische Walzer-Kompetenz mit Minkowskis tänzerischer Elegance zusammenkommen, ist’s schon eine wirklich delikate Sache.