Weinen vor Glück mit Mozart

Start der „Pforte“-Reihe wurde zum hoch emotionalen Musikerlebnis

Feldkirch. Das war auch für „Pforte“-Verhältnisse ein besonderes Konzert. Zweige in jungem Grün symbolisierten den Aufbruch nach vielen Lockdown-Enttäuschungen, Testkontrollen, durchgehende Maskenpflicht und Abstände im Saal holten die einhundert Auserwählten im ersten von vier Konzerten in die fragile Realität der herrschenden Pandemie zurück. Doch man nimmt diese Einschränkungen diszipliniert auf sich, nur um wieder dabei sein zu können. Jeder freut sich auch in welch exzellenter Qualität das Epos:Quartett als ständiges Ensemble der „Musik in der Pfote“ antritt. In dieser Besetzung findet man routinierte Größen der Kammermusik wie Primaria Christine Busch, die ihre hohe Führungsqualität mit Bedacht zur Geltung bringt, oder die präsent verlässliche Verena Sommer an der zweiten Violine. Dazu kommt „Pforte“-Chef Klaus Christa, ob dessen Managertätigkeit man gern seine herausragende Stellung als Bratschist vergisst, der Franzose Fracois Poly beeindruckt mit seinem sonoren Cellofundament ebenso wie mit seinen Qualitäten als Arrangeur. 

Wie neu

Es war, als hätte Franz Schubert bereits vor 200 Jahren in seinem seltsam bruchstückhaften Quartettsatz in c-moll etwas von der Stimmung dieser Pandemie mitschwingen lassen: Bedrückung und Depression, die sich in einer dicht verflochtenen Interpretation Luft machen. Von da an beherrscht Matthias Schorn die Szene, unglaublich vielseitiger Soloklarinettist der Wiener Philharmoniker, der bei seinem „Pforte“-Debut zum unangefochtenen Glanzpunkt wird. Schon die Erstaufführung einer gelungenen Bearbeitung Fracois Polys von Robert Schumanns bekannten Fantasiestücken für Klarinette und Streichquartett anstelle des Originals mit Cello und Klavier wird zum Musterbeispiel, wie der Solist sich zurücknimmt und total im Ensemble aufgeht, in den drei Stimmungen auch speziell die melancholisch dunklen Register mit wunderbar weichem Ton zur Geltung bringt. Und dann kommt das, worauf alle gewartet haben: Mozarts singuläres Klarinettenquintett A-Dur mit seinem traumhaften Larghetto und damit wohl eine der schönsten Melodien des Salzburger Meisters. Schorn macht dabei das wahr, was er im VN-Interview angekündigt hat: Er reproduziert diesen Satz nicht, sondern erschafft ihn im Sinne Harnoncourts wie neu, wie man ihn so hier wohl noch nie gehört hat, in einem, aus dem Nichts auftauchenden Pianissimo, lebendig aufblühend und ganz ohne Zirkularatmung, weil er den buchstäblich langen Atem für die endlose Melodie auch so besitzt. Und spätestens hier wird dieses Konzert für die Zuhörer auch zum hoch emotionalen Erlebnis: Weinen vor Glück.

Dass es auch diesmal kein „Pforte“-Konzert ohne das Werk einer Komponistin gibt, verschafft Valerie Capers kurze Aufmerksamkeit für jazzige Winzigkeiten. Am Schluss herrscht pure Heiterkeit, als die Herren des Ensembles in einem alpenländischen Gstanzl in vokale Dreistisimmigkeit ausbrechen.

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