„Faltenradio“ begeisterte in Landeck: Mit gelebter Musik das Dasein gefeiert

Landeck – Wenn erstklassige Musiker ein Musikstück interpretieren, welchen Genres auch immer, so ist mitunter ein großartiger Konzertabend garantiert. In der Kategorie „Unvergesslich“ ist er deswegen aber nicht unbedingt zu verorten. Dazu bedarf es der Verinnerlichung eines Werkes, eines „Sich-Aneignens“ im Sinne einer mentalen und seelischen Balance.

Das war offensichtlich am Freitagabend beim Konzert der Formation Faltenradio im Rahmen der Festwochen Landeck Horizonte der Fall. Mit Matthias Schorn, Soloklarinettist der Wiener Philharmoniker, Alexander Neubauer, Klarinettist der Wiener Symphoniker, sowie mit den zwei als Dozenten tätigen Klarinettisten Alexander Maurer und Stefan Prommegger durfte man einem Konzert beiwohnen, das den Begriff Crossover mit jeder Menge bewusstseinserweiternden Aspekten ausstattete. Vier virtuose Klarinetten, ein Faltenradio (Harmonika) feierten das Leben mit Musik ganz ohne Noten. Alle vier als Kinder bzw. Jugendliche in der Musikkapelle „sozialisiert“, liegt ihnen die Blas- bzw. Volksmusik im Blut. Einem strammen Marsch von Anton Gmachl jun. folgt Béla Bartók und es ist aufgezeigt, wie dieser von Volksmusik beeinflusst wurde.

Dezent wird die Tonart gewechselt, von Dur geht’s zu Moll, Harmonien werden subtil ein- und umgefärbt, Rhythmus und Takt unmerklich adaptiert und man kommt an bei Ludwig Hirschs „Ich hab’s wissen wollen“ – Melancholie liegt in der Luft. O Magnum Mysterium von Morten Lauridsen ist dann so etwas wie das musikalische In-Sich-Gehen. Lebensfreude à la Kuba, auch die wird bedient mit Danzón von Paquito D’Rivera. Jazz ist unter anderem mit Friedrich Guldas „Für Rico“ angesagt. Klezmer darf nicht fehlen und mit Robert Schumanns Träumerei kommt man endgültig ins Träumen. Die blastechnische Perfektion, die klangliche Raffinesse, mit der diese vier Musiker das Potenzial der Stücke ausloten, ist beispielhaft. Sie wissen um die Klangqualitäten der Klarinette, um den prickelnd frivolen Unterton, um den hellen sanglichen Klang, um das aggressive Potenzial und die melancholische Facette und vor allem, wie diese einzusetzen sind. Helle Begeisterung, ein großartiger Abend!

Logo: Matthias Schonr
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