Überschäumenden Applaus gab es für die vier Ausnahmemusiker vom Publikum zur Begrüßung beim vierten Auftritt im seit Wochen ausverkauften Konzertsaal im Schloss Montfort. Mit einem „Best of“ ihrer drei bisherigen Programme spielten sich die Klarinettisten Matthias Schorn, Alexander Neubauer, Stefan Prommeger und Alexander Maurer, steirische Harmonika, erneut in die Herzen der Zuhörer.

Mit einem traumhaften, aus dem Nichts kommenden Solo eröffnete Schorn, Soloklarinettist bei den Wiener Philharmonikern, das Konzert. Zur hynotisierenden, orientalischen Melodie kamen dezente Cajon-Rhythmen, leichte Durchgänge und Tupfer auf der Bassklarinette und zarte Liegetöne der Harmonika hinzu. Ohne Pause ging das folgende kleine Zwischenspiel mit Body-Percussion in die faszinierende Welt des jüdischen Klezmer nova über. „Transes“ lebte von schnell wechselnden Laufpassagen mit viel Herzblut und Leidenschaft und einer genialen Überstimme in extremer Höhe von Neubauer. Die ins Programm eingebunden „Volksweisen“ wie der „Veigerl Walzer“ oder der Ländler „Gmiatlich muass’s sei“ waren ein Beispiel für traditionelle Wirtshaushausmusik auf höchstem Niveau. Bassklarinette und Harmonika lieferten eine spritzige Begleitung für die wunderschönen Melodiebögen der zweistimmig geführten B-Klarinetten. In den jeweiligen Trio-Teilen, samtweich im leisesten Piano angesetzt, dachten bestimmt viele der zahlreich anwesenden Musiker: So müsste man Klarinette spielen können! Die Bearbeitung des „Presto“ aus dem Quartett G-Dur von C.P.E. Bach, im Original für Klavier, Flöte, Viola und Cello, hinterließ ein staunendes, aber begeistertes Publikum nach dem hochvirtuosen Vortrag durch das Crossover-Quartett. Was Maurer aus dem einfachen „Faltenradio“ – der steirische Kosename für das Knopfakkorden – und Prommeger aus der „behäbigen“ Bassklarinette so alles herausholten! Viel Sonderbeifall. Mit „Mondor“ von Georg Breinschmid und „Floating Thoughts“ der österreichischen Jazzerin Viola Falb standen zwei extra für das Quartett verfertigte Kompositionen auf dem Programm. Flüssige Patterns, ausdrucksstarke Improvisationen, teils folkloristisch angehaucht, und ein fein abgestimmter, „kammermusikalischer“ Gesamtklang ergaben eine chillige Lounge-Atmosphäre. Im Gegensatz dazu begann die „Fuga y Misterio“ mit eruptiver Kraft, kantigen Synkopen, starken Fortissimo-Akzenten und Glissandi als typischer Piazzolla. Melancholisch ausgespielt, über leichter Begleitung, das lyrische Klarinettensolo im Mittelteil.

Das „Concerto for Clarinet“ von Artie Shaw war Höhepunkt des Konzerts. Alexander Neubauer schlüpfte mit großer Bühnenpräsenz in die Rolle des „King of the Clarinet“. Inniges Bluesfeeling, rollender Boogie-Woogie, Gershwin-Glissandi, magische Kadenzen ließen keine Wünsche übrig. Getragen von seinen Kollegen, die hellwach in Dialogen reagierten und einen fülligen Big-Band-Sound lieferten. Auch in der Ouvertüre im „Konzert für Cello und Blasorchester“ von Friedrich Gulda überzeugte Neubauer, diesmal mit der Altklarinette, mit seiner variantenreichen Tongestaltung und scheinbar mühelosen Virtuosität. Die Fans im Publikum wussten, das sie nach der Oberkrainer Zugabe mit rhythmischem Applaus noch etwas herauskitzeln würden: So durfte Faltenradio auch dieses Jahr erst nach „Amadeus“ mit den täuschend echten Matthias Schorn als Falco von der Bühne.

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