Schlosskonzerte Langenargen: „Faltenradio“ entführt in den Zoo

Virtuoses Musikerquartett wildert genüsslich in Musikstilen! „Faltenradio“ muss man einfach gehört haben. Das haben sich auch die vielen Besucher gedacht, die zum dritten Langenargener Schlosskonzert der Saison drängten, doch fanden gar nicht alle Platz, auch wenn der künstlerische Leiter Peter Vogel zuletzt noch seinen Stuhl geräumt und sich den Klavierhocker von der Bühne geholt hatte. Der wurde nicht gebraucht, denn die vier spielen vor allem Klarinetten samt Bassklarinette und Bassetthorn, dazu Gitarre, Mundharmonika und natürlich die Steirische Harmonika, das „Faltenradio“, das sie 2009 zusammengebracht hat und ihnen den Namen liefert. In ihrem „normalen Leben“ sind sie ganz ernsthafte Musiker: Matthias Schorn ist Soloklarinettist der Wiener Philharmoniker, Alexander Neubauer Klarinettist und Bassklarinettist bei den Wiener Symphonikern, Alexander Maurer und Stefan Prommegger sind Dozenten in Linz und Salzburg. Doch als „Faltenradio“ sind sie Musikvirtuosen, die ihre Kunst mit umwerfender Spiellaune kabarettistisch einsetzen, mit herrlicher Leichtigkeit in unterschiedlichsten Musikstilen wildern, zwischen Klassik, Jazz, Klezmer oder Volksmusik, Palestrina, Beatles, Falco oder steirischem Landler pendeln – einfach unbeschreiblich, aber großartig. Für ihr zweites Bühnenprogramm haben die vier Musiker sich im „Zoo“ umgeschaut, zumindest haben sie ihr Programm so genannt, doch auch das darf man nicht ganz ernst nehmen, denn Hummeln sucht man im Zoo wohl vergebens. Dafür verwandelte sich Rimski-Korsakows „Hummelflug“ in immer neuen Improvisationen unversehens in schönste Volksmusik, ebenso wie das „Yellow submarine“ der Beatles in einem fröhlichen Ländler endete.

Ganz schön wild

Brunft und Jagd war ihr erstes Thema, wild und zügellos ging der musikalische Wettstreit von Tarquinio Merulas barocker Ciaconna aus, ehe Klarinetten und Steirische Harmonika in innigem Ton in ruhigen Gewässern landeten. Auch Schuberts launische Forelle durfte nicht fehlen samt Gesang und eingestreuten Jodlern. Saint-Saëns’ „Karneval der Tiere“ war der Ausgangspunkt für ein „Klatsch-Quartett“, Klarinetten gackerten, der Bass spielte Elefantenballett, das Bassetthorn lieferte den Kuckuck. Zur Rhythmusgruppe wurden sogar die Zuhörer umfunktioniert, die schön im Takt mitklatschten und schnipsten. Es gab auch ruhige Momente, etwa mit Pink Martinis „sad and blue“ Song „Hang on“ oder aber mit Bär Balus Song „Probier’s mal mit Gemütlichkeit“, wild setzte sich dem Falcos „Rock me Amadeus“ entgegen. Nach einem zünftigen Steirischen als Zugabe beendeten die Musiker den Abend ganz ernsthaft mit Palestrinas Motette „Wie der Hirsch schreit nach frischem Wasser“.

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