Wien begeisterte in Ulrichshusen

Ulrichshusen (OZ) Ein Novum im Veranstaltungskalender der Festspiele Mecklenburg-Vorpommern: Erstmals gab es im noch jungen Jahr 2009 und damit Monate vor dem Festivalbeginn (7. Juni) ein Neujahrskonzert. Natürlich war das keine populistischer Selbstdarstellung geschuldete Allerweltsveranstaltung – exklusiv sollte das schon sein! Und so hat man sich an die Wiener Neujahrskonzerte der dortigen Philharmoniker erinnert und an die Tatsache, dass man ja mit Matthias Schorn deren Soloklarinettisten als Solistenpreisträger (2005) „besitzt“. Gedacht – getan: Vorgestern und gestern waren Matthias Schorn und sieben Kollegen (Theophil Ensemble) aus drei Wiener First-Class-Orchestern in nicht weniger als drei Konzerten vorwiegend polkaspritzig und walzerselig auf Schloss Ulrichshusen zu erleben. Kein Zweifel: Das hatte Format! Wenn man jemandem nicht zu erklären braucht, wie mit Wiener musikalischen Spezialitäten der genannten Art umzugehen ist, dann diesen brillanten Musikern. Sie servierten die meist bekannten Ohrwürmer eines Johann Schrammel, Johann Strauß (Sohn), Emil Waldteufel, Fritz Kreisler oder auch Mozart mit jener charmanten Selbstverständlichkeit, wie sie wohl nur Wienern eigen ist. Und sie veranlassten mit ihrer so virtuosen wie spielerisch-leicht wirkenden Musizierweise eine Art des Hinhören-Müssens, die nie platt an ein Kaffeehaus, immer aber an anspruchsvolle, vergnügliche Unterhaltsamkeit erinnerte. Hier fiel einem schnell der bezüglich künstlerischer Qualität unbestechliche Johannes Brahms ein, der angesichts eines Strauß´schen Walzers verlauten ließ: „Leider nicht von mir!“ Er hätte das sicher auch für die Ulrichshusen-Formation von Streichquartett, Bass, Klavier, Flöte (Piccolo) und Klarinette gesagt. In solch grazil kammermusikalischer Besetzung ließen sich sowohl mannigfaltige Klangfarbe, viel dynamische Delikatesse und intime Atmosphäre produzieren als auch eine Kraft entfalten, die jenseits platten Sendungsbewusstseins ganz auf die Überzeugungskraft der Musik und ihrer Interpretation setzte. An ersterer war ohnehin nicht zu zweifeln, und letztere gelang schlichtweg hinreißend. Im Saal war man begeistert.

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