Philharmonische Stubenmusi – Fulminanter Abend mit „Faltenradio“ im Linzer Musiktheater.

Es ist und bleibt ein Geheimnis, was „Faltenradio“ ist. Eines ist sicher – und das bewiesen die vier Klarinettisten und Allroundmusiker aus Salzburg und der Steiermark bei ihrem Auftritt – „Faltenradio“ ist sowohl beste Musik also auch beste Unterhaltung. Musik, die keine Grenzen kennt, für die sich die Topmusiker – Matthias Schorn ist Soloklarinettist der Wiener Philharmoniker – nicht zu gut sind, sondern die vom genial adaptierten Falco-Hit „Rock me Amadeus“ bis hin zu Palestrinas beinah schon keusch intoniertem „Sicut cervus desiderat“ eine ungeheure Spannweite an musikalischer Ausdruckstiefe bieten und dabei sichtlich Spaß an der Sache haben. Dieser überträgt sich auf das Publikum, das beim Bauerng’stanzl dann doch auch noch das Tanzbein schwang. Beim Turbo-„Hummelflug“ wäre das wohl kaum gegangen, da blieb einem eher der Mund vor lauter tanzenden Fingern offen stehen!

Spaß mit einer Botschaft

Dass nicht alles nur bloße Gaudi ist, bewiesen die ernsthaft eingestreuten Konzertsätze, so Artie Shaws Jazz-Klarinettenkonzert und ein großartig gekürzter erster Satz von Friedrich Guldas Cellokonzert, der sich, gespielt vom Wiener Symphoniker Alexander Neubauer, auf dem Bassetthorn beinahe noch fulminanter anhört. Fein auch der zweite Satz aus Mendelssohns Konzertstück Nr. 1 für Klarinette und Bassetthorn, dessen Orchestersatz, wie auch schon bei den Konzerten zuvor für steirische Harmonika und Bassklarinette (Alexander Maurer und Stefan Prommegger) arrangiert war. Wenn es um Klarinettenklänge geht, die aus dem Schtetl oder den Barracken einer Romasiedlung stammen könnten, dann haben diese Melodien nicht nur eine musikalische Aussage, sondern auch eine aus dem Innersten kommende politische Botschaft. Das ist „Faltenradio“: Musik ohne Grenzen, aber auch Emotionen ohne Grenzen – ein Konzept, dass Spaß macht, aber auch aus der beiläufig harmlosen Gefälligkeit aufrütteln kann.

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