Begeisterung für Serenade und Walzer

Ulrichshusen (mb). Das Neujahrskonzert der Festspiele Mecklenburg-Vorpommern in Ulrichshusen, eingeführt im Januar 2009, ist zur Tradition geworden. Von Anfang an war es der Soloklarinettist der Wiener Philharmoniker Matthias Schorn, Solistenpreisträger der Festspiele von 2005, der mit dem von ihm gegründeten Theophil Ensemble Wien dem Konzert das musikalische Profil gab.

Auch diesmal lockte er mit seinen Wiener Kollegen zu zwei Aufführungen am Wochenende das Publikum in den Kammermusiksaal auf Schloss Ulrichshusen. Und wie in jedem Jahr teilte er das Programm in zwei Teile. Der erste Teil gehörte dem üblichen Konzert-Repertoire, der zweite der Operette, Walzer und Polka. Beide Programmteile musizierten die Musiker um Matthias Schorn mit gleicher Hingabe und mit gleicher Brillanz. Es war nur das Publikum, das unterschiedlich reagierte und den Brahms mit begeistertem Applaus, Strauss, Kreisler und Delibes aber mit stürmischem Jubel aufnahm.

Die Serenade D-Dur von Johannes Brahms spielten die Wiener Musiker in der rekonstruierten Nonett-Besetzung, deren Originalpartitur verschollen ist. Zu ihr gehört ein Bläserquintett, das merkwürdigerweise zwei Klarinetten verlangt, jedoch keine Oboe. Das gibt dem Gesamtklang des Werkes ein besonders weiches, warmes Timbre. In Ulrichshusen wurde es noch angereichert durch den besonderen Ton des Wiener Horns. Am auffälligsten aber war der Drang der Musiker zur orchestralen Vielfarbigkeit bei ihrer Interpretation. Durch eine fein ausgearbeitete Klangregie erreichte das Ensemble damit zugleich eine klare charakterliche Differenzierung der sechs Serenadensätze, die emotionales Feuer ebenso offenbarten wie dunkle Wehmut.

Den zweiten Teil leitete die Ouvertüre zur Operette „Die Fledermaus“ ein. Da wurden ganz andere Qualitäten des Musizierens hörbar. Die häufigen Wechsel des Tempos, die gedehnten Anfänge, ausgespannt bis zum Zerreißen und danach eingeholt durch rasante Beschleunigung:Alles dies funktionierte nur mit Blicken der neun Musiker untereinander und gelang derart perfekt, dass man sich ganz und gar mitgerissen fühlte von dem Temperament und der tänzerischen Geste des Ensembles.

Die Streicher unter der Leitung von Primus Kirill Kobantchenko hatten für Kreislers „Liebesfreud“ und den „Valse lente“ von Leo Delibes hingegen viel Zartgefühl und Schmelz im Ton. Und bei der Schnellpolka „Winterlust“ von Josef Strauss ging es geschwind und spritzig wie auf eisglatter Bahn bergab. Auch hier überraschte immer wieder die Vielfarbigkeit des Klangs in den Arrangements des Hornisten Josef Reif, aufgehellt durch die blitzenden Triller und Praller der Flötistin in den hohen Registern. Da brauchte es schon zwei Zugaben, ehe sich das Theophil Ensemble von seinem begeisterten Publikum losmachen konnte.

Logo: Matthias Schonr
Suche
Close this search box.