Frühlingserwachen mit dem Auftakt der Pforte-Saison

Was für eine Freude, wieder live klassische Musik zu hören und zu spielen! Matthias Schorn hat im Gespräch mit dem Leiter der Pforte-Reihe Klaus Christa sicher allen aus dem Herzen gesprochen, als er die direkte Wirkung von Musik beschrieb: Streaming, WLan und Bluetooth können kein Ersatz für den so lebendigen Dialog zwischen einer Klarinette und vier Streichinstrumenten, dem Soloklarinettisten der Wiener Philharmoniker und dem epos:quartett sein. Nach drei Konzerten im Pförtnerhaus des Landeskonservatoriums beglückten die fünf Musikerinnen und Musiker auch das musikalisch ausgehungerte Publikum in Hittisau – vom Frauenmuseum war man in den größeren Ritter-von-Bergmann-Saal umgezogen.

Was uns bewegt. Schuberts einzeln stehender Quartettsatz in c-Moll zu Beginn schien Vieles widerzuspiegeln, was uns derzeit bewegt: Unter den Händen der beiden Geigerinnen Christine Busch und Verena Sommer, des Bratschisten Klaus Christa und des Cellisten François Poly erlebte das Publikum wildes Aufbegehren und zugleich wunderbare Zerbrechlichkeit in den lyrischen Linien. Das aufmerksame Miteinander im Ensemble brachte die besonderen Farben und Kontraste zum Leuchten. Mozarts Klarinettenquintett stand im Mittelpunkt dieser Kammermusikbegegnung, doch hatte François Poly auch den Klavierpart der Fantasiestücke op. 73 von Robert Schumann für Streichquartett umgeschrieben. So konnte Schorn, der so herzerfrischend und berührend von seiner musikalischen Initialzündung zu erzählen weiß (zwei Flügelhornisten auf der Friedhofsmauer …), seinen warmen Klarinettenton auch in diesen romantischen Stücken im Zusammenspiel mit der sensiblen Streicherbegleitung verströmen. Liedmelodien, Poesie, Melancholie und Volksliedton waren hier aufs Schönste vereint.

Neu erschaffen. So musikantisch, so flexibel, so atmend, wie Schorn und das epos:quartett dann das berühmte Stadler-Quintett von Mozart interpretierten, glaubte man ihnen gerne, dass sie mit jeder Aufführung neue Feinheiten in diesem Spätwerk entdecken – schließlich ist das das Geheimnis jeder guten Musik! Da wurde nichts Einstudiertes „abgerufen“, vielmehr wirkte die Musik in jedem Moment neu erschaffen: Ob in der Rhetorik des ersten Satzes, ob in den langen, schön ausgesungenen Bögen des Larghettos, den innigen Verzierungen, dem feinen Menuett oder den farbenreichen Variationen des Finales samt Rausschmeißer-Rundtanz – das Publikum wurde reich beschenkt.Mit zwei „Portraits in Jazz“ der amerikanischen Jazz-Pianis­tin Valerie Capers, wiederum von François Poly bearbeitet, zeigten die Musizierenden ihre stilistische Vielseitigkeit. Ernst Moldens „Liad ibas losziagn“ setzte dem Ganzen noch die Krone auf, so berührend war es (auch für die des Wienerischen Dialekts nicht mächtige Rezensentin). Christa und seine Pforte-Partner kennen kein Schubladendenken und das ist wunderbar!

Logo: Matthias Schonr
Suche
Close this search box.