Blumige Fülle des Wohllauts

Einen umjubelten Liederabend mit Regula Mühlemann, Tatjana Korsunskaya und Matthias Schorn gab es bei der Schubertiade.

Robert Stolz und sein Textdichter Bruno Hardt-Warden schreiben den Blumen Charaktere zu, bei Richard Strauss und Felix Dahn verbinden sich Frauentypen mit bestimmten Blumen: Bei ihrem zweiten Schubertiade-Auftritt beglückten die Schweizer Sopranistin Regula Mühlemann und ihre langjährige Klavierpartnerin Tatiana Korsunskaya mit einem facettenreichen bunten Blumenstrauß. Auch bei Schubert setzte sich mit „Viola“ der Blumenreigen fort, bevor Matthias Schorn seine Klarinette in den letzten Stücken aufs Innigste mit der Stimme verband.

Ein wenig „schwül“ sind sie schon, die „Blumenlieder“ von Robert Stolz, die er im Jahr 1927 als sein op. 500 (!) schuf. Mühlemann hat drei von ihnen dieses Jahr bei „Frühling in Wien“ mit den Wiener Symphonikern gesungen und hatte für ihren Liederabend acht Lieder (es gibt insgesamt 20) ausgewählt. Korsunskaya bereitet der Sängerin im ersten Lied einen impressionistisch wirkenden Boden, bevor sich „Veilchen“ sanft und sinnlich in einem langsamen Dreiertakt vorstellen und „Lilie“ eine fast asiatische Anmutung hat. Schlicht, über silbernen Klavierklängen, entfaltet sich „Edelweiß“, mit der „Rebenblüte“ geht es im deftigen Walzerjubel zum Heurigen. Charmant verschmitzt gestaltet die Sängerin das „Orakel“ der Margarite (ihrem „er liebt mich!“ kann doch niemand widerstehen!), mit „Rote Rose“ blüht die Stimme in ihrer Fülle und Wärme auf.

Leichtigkeit

Mit ihrer unbeschwerten Leichtigkeit im hohen Register ist die Luzernerin eine wunderbare Strauss-Sängerin (der liebte ja die Frauenstimmen und speziell die seiner Gattin Pauline). Auch seine „Mädchenblumen“ mit den bilderreich üppigen Charakterisierungen durch Felix Dahn bringt sie mit Anmut und Zartheit zum Leuchten: „Mohnblumen“ wirken durch die schillernden Triller im Klavier wie ein Scherzo in dem kleinen Zyklus, in „Epheu“ winden sich schwärmerische Ranken über zarten Arpeggien, die „Wasserrose“ breitet sich in reicher Chromatik aus. Mit den Gedichten von Dahn tun sich heute manche vielleicht schwer, die Vertonungen des 24-jährigen Richard Strauss aber sind für Sopranistinnen wie Regula Mühlemann wohl reine Wonne – ebenso wie der überschwängliche Jubel von „Ständchen“. Die Blumenballade „Viola“ von Schubert gestaltet das Liedduo als feinsinniges Portrait, getragen vom Pulsieren des Klaviers und im Mittelteil durchzogen von Schicksalsklängen und dunklem Tremolo. Dank ihrer Natürlichkeit und ihrer Pianokultur zeichnet die Sängerin ein Lebensbild im Kleinen.

Nähe

Wie nah sich Stimme und Klarinette sein können, wird im Zusammenspiel der Künstlerinnen mit Matthias Schorn lebendig: Der trägt als Mitglied der Wiener Philharmoniker nicht nur die Bläserkultur weiter, er macht mit seinem Ensemble Faltenradio auch Volksmusik – beides passt wunderbar zu Schuberts Musik. Nicht nur im beliebten „Der Hirt auf dem Felsen“ ist das zu erleben, auch in einer Romanze aus „Die Verschworenen“: Mühlemann und Schorn entwickeln ihre Töne aus dem Pianissimo, lassen sie aufblühen und umschlingen einander: In der Romanze ist die Klarinette die Stimme des Geliebten, im „Hirt auf dem Felsen“ erzählt sie von Natur, Echo, Sehnsucht. Auch dieses Stück ist ein vielgeliebter Schlager bei der Schubertiade, der immer neu mit Liebe und Hingabe belebt wird und das Publikum jubeln lässt!

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