Enorme Spannung wird aufgebaut

Das Theophil-Ensemble Wien interpretierte Werke von Ludwig van Beethoven, Maurice Ravel, Claude Debussy und Mozart. Debussys im Jahre 1911 in Paris uraufgeführtes Werk „Première Rhapsodie“ gehört zum Standardrepertoire jedes ambitionierten Klarinettisten. Zu diesen zählt Matthias Schorn. Mit rhythmischer Präzision, klarem Ton und Spielfreude serviert der Wiener beim Konzert mit dem Theophil-Ensemble Wien im Walter-Baumgärtner-Saal des Bürgerhauses dieses für einen Klarinettisten-Wettbewerb des Pariser Konservatoriums komponierte und technisch anspruchsvolle Stück. Auswendig und von Nikolaus Wagner am Flügel auf den Punkt begleitet. Die Komposition besticht durch ihren Abwechslungsreichtum, der enorme Spannung aufbaut, die sich kurz und knackig im Finale entlädt. Harmonisch ist das Stück zunächst einmal nicht wirklich spontan eingängig, was auch für Ravels „Le Tombeau de Couperin“ für Bläserquintett gilt. Diese Trauersuite für den Barockkomponisten François Couperin, Hofkomponist des Sonnenkönigs Ludwig des Vierzehnten, schrieb Ravel am Vorabend des Ersten Weltkrieges und stellte es in den Folgejahren für Orchester fertig. Neben einer dreisätzigen Ballettfassung entstand neben anderen auch die gehörte viersätzige Bläserfassung des 2009 verstorbenen Mason Jones. Schorn, Flötistin Birgit Ramsl, Herbert Maderthaner an der Oboe, Fagottist David Seidel sowie Reinhard Zmölnig am Horn zelebrieren dieses an die Barockform angelehnte Werk, in dem Ravel im dritten Satz, dem Menuett, mittels lang gehaltener Fagotttöne dudelsackartige, also Bordunklänge andeutet. Auch wenn Matthias Schorn, der Kopf und Gründer des Theophil-Ensembles, bei den zwei ersten Kompositionen geschlossene Augen im Publikum erkannt haben mag und diese als positiv wertet, haben sich die Musiker mit Beethovens Quintett für Klavier und Bläser Opus 16 erst so richtig in die Herzen des Publikums gespielt. Dieses Frühwerk könnte man auch als Klavierkonzert mit Bläserbegleitung (ohne Flöte) bezeichnen. Der damals 26-jährige Beethoven selbst liebte es, bei seinen Liveauftritten in diesem Stück, vor allem im dritten Satz, dem Rondo Allegro, kräftig zu improvisieren. Auch um zu zeigen, wie fabelhaft er doch das Klavier beherrscht. Gediegen und souverän gelingt den Wiener Musikern eine lupenreine Interpretation. Nikolaus Wagner steht, wie es die Komposition erfordert, im musikalisch hell strahlenden Rampenlicht. Mit unglaublicher Bescheidenheit offeriert Matthias Schorn mit leicht wienerischem Zungenschlag nach dem langen Beifall noch die Möglichkeit einer Zugabe, „so Sie (also das Publikum) noch einen Moment Zeit hätten“. Und weil Wiener Klassik bei den meisten Musikliebhabern erfahrungsgemäß einfach gut ankommt, und die Musiker dies auch wissen, spielen sie den zweiten, den langsamen Satz aus Wolfgang Amadeus Mozarts Quintett für Klavier, Oboe, Klarinette, Horn und Fagott in Es-Dur, KV 452. Im Gegensatz zum Beethoven-Opus 16 ist diese Komposition ausgewogener, stellt nicht allein das Klavier ins Zentrum. Für beide Werke und ihre Interpretation durch das Theophil-Ensemble Wien gilt: wie schön.

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