Jeder Note Luft zum Leben gegeben – Der Klarinettist Matthias Schorn und das Epos Quartett erhielten für ihr tiefgehendes Konzert Standing Ovations

Unter dem Motto „Das Kind – es schwebt“ wurde das Pforte-Abonnement 2021 eröffnet. Zum gemeinsamen Musizieren lud das Epos Quartett den Klarinettisten Matthias Schorn ein. Passender hätte das Motto nach der viel zu langen Abstinenz nicht gewählt werden können. Dankbar hoben die Kammermusikerinnen und -musiker mit Werken von Schubert, Schumann, Mozart und Capers ab und nahmen das begeisterungsfähige Publikum gleich mit. So wurde die Matinee im Feldkircher Pförtnerhaus zu einem gemeinschaftlichen Musikerlebnis, das wohl bei vielen noch lange nachwirken wird. Matthias Schorn ist Soloklarinettist der Wiener Philharmoniker, ein musikalisch weitsichtiger und herausragender Musiker, der sowohl instrumentationstechnisch als auch im Hinblick auf irgendwelche musikalischen Genres keine Grenzen kennt. Dementsprechend hoch waren die Erwartungen an das erste Pforte-Konzert. Die Vorfreude wurde nicht enttäuscht, denn Matthias Schorn sowie das Epos Quartett mit Christine Busch und Verena Sommer an den Violinen, Klaus Christa an der Bratsche und Francois Poly am Violoncello waren voller Tatendrang und musizierten in einer mitreißenden Art und Weise.

Mozart einfach spielen

Den Höhe- und Mittelpunkt bildete Mozarts Klarinettenquintett, KV 581. Das viel aufgeführte Werk ist in unzähligen Werkdeutungen bekannt, deshalb war der interpretatorische Zugang, den Matthias Schorn und das Epos Quartett diesem Werk zugrunde legten, besonders interessant. Gemäß dem Motto von Nikolaus Harnoncourt war es für den Klarinettisten oberste Priorität, Mozarts Noten „mit Luft zum Leben zu erwecken“. Und dies tat Matthias Schorn mit einer Gelassenheit, die die Zuhörenden unmittelbar ansprach. Der Klarinettenpart erklang natürlich und mit einer bewundernswerten Leichtigkeit, mit einem phänomenal warmen Klarinettenton, der stets aus der Stille, aus einem schwebenden Pianissimo heraus geformt war und makellos über alle Register hinweg geführt wurde. In aller Ruhe ließen die Musiker im berühmten langsamen Satz der Musik ihren freien Lauf. Dabei war gut nachvollziehbar, wie Matthias Schorn mit seinem vollkommenen Luftfluss eine in sich belebte Tongebung erreicht. Noch lange hätte man dem intensiv miteinander kommunizierenden Quartett und Matthias Schorn zuhören mögen. Francois Poly setzte Schumanns Fantasiestücke op. 73, ursprünglich für Klarinette und Klavier entstanden, für Klarinette und Streichquartett. So wirkte die Klarinette weich eingebettet in den Gesamtklang und die Musiker entfalteten eine feinsinnige Steigerung von einem in sich gekehrten ersten Teil bis hin zum exponierten Abschluss. Unterhaltsam abgerundet wurde das Konzert mit dem „Waltz for Miles“ und „Billie’s Song“ aus den „Portraits in Jazz“ von Valerie Capers.Die Darbietung von Schuberts Quartettsatz, D 703 nahm bemerkenswert programmatische Züge an und illustrierte Gemütslagen, in denen sich wohl viele in den vergangenen Monaten befunden haben. Zwei Klangideen entwickelten die Musikerinnen und Musiker impulsiv heraus, einesteils einen stark aufbegehrenden Tremoloklang und andernteils einen lyrisch wirkenden, melodischen Gedanken. In diese Kerbe schlug auch Ernst Moldens „Liad ibas Losziagn“ mit den treffenden Zeilen „Des is a Liad über’s Losziehen, über‘s Leichtbleiben, über‘s Bockigsein, über’s amol no hinbiagn und über di und mi“, das die Musikerinnen und Musiker als Zugabe präsentierten.

Nachsatz

In Zeiten wie diesen gibt und kann es keine Kulturveranstaltung geben, bei der nicht kulturpolitisch bedenkliche Gegebenheiten und Schieflagen angesprochen werden. Im Gespräch mit Klaus Christa betonte auch Matthias Schorn die „Systemrelevanz“ der Kunst und Kultur. Doch es ist weit mehr, was die Kunst, und in diesem Fall die Musik, zu bieten haben: Kunst und Kultur, egal in welcher Form, sind essentiell für unsere Gesellschaft. Das Gemeinschaftserlebnis im Zusammenwirken der Musikerinnen und Musiker mit den Zuhörenden setzte viele Energien frei, die sicher weiter in den Alltag hineingetragen werden. Dies sollten sich kulturpolitisch Verantwortliche –wenn sie klug sind – für eine positive gesellschaftliche Entwicklung zunutze machen, anstatt das Kulturbudget für das Jahr 2021 zu kürzen und viel zu gering zu schätzen.

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