Vielfältig und gerade darum sehr erfolgreich und begehrt sind die Musikprogramme im „MuTh“, dem Konzertsaal der Wiener Sängerknaben am Augartenspitz! Oper (mit besonderer Betonung auf Bühnenwerke für Kinder), vielfältige Vokalmusik (geistlich & weltlich; Chorwerke; Liederabende; Kammermusik-Zyklen). Besonders populär wurden dabei die fantasievollen „Crossover“- Programme, welche von Musiker/innen bestritten werden, die das Zusammenspiel verschiedener Genres von Alter Musik und Klassik bis zum Jazz, vielgestaltigen Volks- und Ethnomusikelementen und neuen Ausdrucksmitteln, z.B. für das Wienerlied, forcieren. Ausverkauft war Silvester in the MuTh unter dem Motto Das Beste zum Schluss. Der Soloklarinettist der Wiener Philharmoniker, Matthias Schorn, scharte musikalische Wegbegleiter um sich, denen es vortrefflich gelang, jede Menge kreativer Zuversicht für das Jahr 2020 zu versprühen. Die Zukunft ist besser als ihr Ruf! Er überließ die traditionellen „Dienste“ der anderen philharmonischen Klarinettisten (vom Neujahrskonzert bis zur Staatsopern-Fledermaus) diesmal den Kollegen und besann sich darauf, wieder einmal aus dem Klassikbereich „auszubrechen“. Mit von der Partie: der Kontrabassist Georg Breinschmid, übrigens ein Ex-Philharmoniker, inzwischen längst mit großem Renommee in der internationalen Jazz-Szene, der fabelhafte, heißblütige finnische Pianist (für Tango und fast alles andere!) Jarkko Riihimäki, er steuerte wunderbare Arrangements bei. Das Wiener / respektive Klosterneuburger Duo Die Strottern (Klemens Lendl & David Müller) – und Willi Resetarits, der legendäre „Doktor Kurt Ostbahn“. Die Letztgenannten wiesen eindrucksvoll nach: Das Wienerlied lebt! Unterfüttert mit der surrealen Poesie von Texten des H.C. Artmann. Ein aus morbiden Farben schimmernder Mix aus schwarzem Humor (nicht umsonst heißt dessen berühmtester Gedichtband med ana schwoazzn dintn) und bildmächtigen Ausdrücken, wie ihn nur der Wiener Dialekt der „gedichta r aus bradnsee“ zuwege bringt. Wenn Willi Resetarits in seinem unnachahmlichen Sprech-Gesang 3 gedichta fia d moni anstimmt (jede/r im Publikum könne dabei den Namen seiner /ihres Liebsten einsetzen, so der Doktor Ostbahn charmant), da bleibt kein Auge trocken. Oder: Alanech fia dii („i mechad me diaregd fia dii en a blumanschdandal fazauwan…“ schickt das verzauberte Publikum in eine Pause mit Sekt und Glitzern in den Augen. Natürlich gab es aber auch die fetzigen Mitreißer zwischen Jazz, Finnland-Tango, Samba und Arrangements von Duke Ellington bis Steve Miller. Tolle Soli – und jeder Zwischenapplaus stachelte die Entertainer auf dem Podium zusätzlich an! – brachten die Silvesterstimmung so nach und nach auf Siedehitze. Dass Matthias Schorns musikalische Wurzeln auch in der alpenländischen Volks- und Blasmusik liegen, lässt der gebürtige Salzburger immer wieder gerne aufblitzen. Bei der Nummer Jodler & De Beag sind sein Gesangsbeitrag einige gekonnte Juchezer („G’lernt is‘ g’lernt“!). Dann wird zum Text & Arrangement des Neo-Wienerlied-Barden Ernst Molden gekonnt von allen auf dem Podium „zuwig’sungen“. Ohrwurmqualität! Ein Hauch von Neujahrskonzert plötzlich, als das Publikum zum Mitsingen (nicht bloß Mitklatschen) animiert wird. Ist ganz einfach, der Text! „In di Beag, do is‘ finsta / In de Beag stengan Baam/ In de Beag wohnan d‘ Noarrn/ Von de Beag find i haam…“ Feine Klangnuancen kamen von den Strottern. Klemens Lendl ist ein Geiger mit authentisch (neo)wienerischem Ton und einer Stimme, die an den Extremschrammler Roland Neuwirth erinnert. Und wenn David Müller die Gitarre beiseite legt und auf der „Singenden Säge“ mit dem Kontrabass des Georg Breinschmid um die Wette konzertiert – das ist Crossover vom Allerfeinsten! Ein bestens aufgelegtes Publikum akklamierte die silvesterliche Darbietung stürmisch. Das Zugaben – Medley brachte natürlich alte „Hadern“ des Kurt Ostbahn unter – diesmal veredelt durch die Mitmusiker. „Schee, schee, schee…“ war das. „Daunk schee!“ Und: Prosit Neujahr!

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