Lumpenball und Wiener Blut

Der Klarinettist Matthias Schorn begeisterte in Ulrichshusen das Publikum zum Neujahrskonzert der Festspiele MV. Im Sommer wird er die Festspiele prägen. Im Januar 2009 überraschte der Klarinettist Matthias Schorn die Freunde der Festspiele Mecklenburg-Vorpommern mit einem neuen Angebot: dem Neujahrskonzert. Seither brachte er zu jedem Jahresanfang mit seinem Theophil-Ensemble Wien einen Abglanz der berühmten Wiener Neujahrskonzerte in den Kammermusiksaal von Schloss Ulrichshusen.Für das nun angebrochene Jahr 2013 ist Schorn, freundschaftlich „Schorny“ genannt, „Preisträger in Residence“ der Festspiele und damit wesentlich an der Programmgestaltung beteiligt. Und natürlich ließ er am Wochenende seine Ideen dazu in das Neujahrskonzert 2013 in Ulrichshusen einfließen, das damit ein ganz neues Gesicht und riesigen Beifall des Publikums bekam. Die Interessen des Soloklarinettisten der Wiener Staatsoper und sein Können reichen von subtiler Kammermusik bis zur Volksmusikanten-Virtuosität mit seinem Ensemble Faltenradio (österr. für Ziehharmonika).Krachendes musikalisches FeuerwerkFaltenradio war am Wochenende zwar nicht dabei, dafür aber neben dem Theophil Ensemble ein Wiener Lied-Duo, The Klezmer Connection, norddeutsche Folklore und die in Salzburg geborene Sängerin Theresa Grabner. Da wurde ein musikalisches Feuerwerk abgebrannt, dass es nur so glitzerte und krachte! Ganz links auf einem Tisch der breiten Bühne mehrere Sackpfeifen, deren Spieler aber zunächst noch im Hintergrund auf einem Sofa lümmelten, während vorn die Streicher des Theophil Ensembles und Matthias Schorn mit Mozarts Klarinettenquintett begannen. Danach ließ Schorn vor allem seine Gäste spielen, widmete sich selbst der Moderation des Abends und traf mit raffinierten Überleitungen jeweils voll in den Titel der nächsten Musiknummer.Etwa zum „Lumpenball in der Höll“ oder Hermann Leopoldis „Ach, Sie sind mir so bekannt“, womit Steinberg & Havlicek mit zweistimmigem Gesang zur Gitarre das Publikum Tränen lachen ließ, auch wenn der Wiener Dialekt nicht jedem einging. Mit „fajer tanz“ (Feuertanz) und „nokh a glezi vayn“ (Noch ein Gläschen Wein) spielten sich die drei Klezmermusiker mit Klarinettenseufzern, Knopfakkordeon und Zupfbass virtuos in die Herzen der Zuhörer. Und wenn das Folk-Ensemble Malbrook bei „Polsch-Rückerei“ zu Maultrommel oder Sackpfeife mit den Füßen stampfte und dazu die Violine strich und Mandorla zupfte, dann jubelte der Saal vor Freude. Theophil hingegen steuerte einen Deutschen Tanz von Schubert bei mit zart und feinsinnig gestalteten Soli von Violine und Bratsche. Und sie begleiteten Sopranistin Theresa Grabner, die seit Herbst zum Rostocker Opernensemble gehört und dort als Adele die ansonsten recht tuntige Fledermaus-Inszenierung aufmischt.Zum Abschluss mit Wiener Blut wurde tatsächlich im Saal Walzer getanzt, angeführt von Schorny und Theresa sowie den Ulrichshusener Gastgebern Alla und Helmuth von Maltzahn. Auf ein tolles Festspiele-Jahr!

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